top of page

Die drei Gunas – Kräfte des Lebens verstehen und ausbalancieren

Aktualisiert: 21. Juli


Vielleicht kennst du dies selnst: an manchen Tagen fühlen wir uns schwer und antriebslos, an anderen hingegen rastlos und getrieben – und dann wieder ruhig, klar und zentriert?! Die indische Philosophie hat darauf eine faszinierende Antwort: Alles, was wir erleben – körperlich, geistig und emotional – ist Ausdruck von drei grundlegenden Qualitäten, den sogenannten Gunas. Dieses feine Zusammenspiel innerer Kräfte bestimmt nicht nur unseren momentanen Zustand, sondern auch, wie wir denken, fühlen und handeln.


In diesem Beitrag tauchen wir ein in das jahrtausendealte Konzept der Gunas – Tamas, Rajas und Sattva – und erkunden, wie sie in uns wirken, was sie auslösen und wie wir durch Yoga, Achtsamkeit und bewusste Lebensführung mit ihnen in Balance kommen können. Die Erkenntnis über die Gunas eröffnet einen neuen, kraftvollen Zugang zur Selbstwahrnehmung – und damit zu mehr Klarheit, Ausgeglichenheit und innerer Freiheit. Los geht es!


Person meditiert im Schneidersitz, Hand in Chin Mudra – achtsame Yogapraxis
Quelle: © Canva.com

Einführung in die drei Gunas


Das Konzept der drei Gunas entstammt der Sankhya-Philosophie, einer der ältesten und grundlegendsten Schulen der indischen Philosophie. Sankhya bedeutet wörtlich „Zahl“ oder „Analyse“ – und genau darum geht es: um die differenzierte Betrachtung der Natur und des Bewusstseins. Die Gunas werden darin als drei grundlegende Qualitäten oder Kräfte beschrieben, die alles Existierende durchdringen – von der Materie bis zum Geist, vom Kosmos bis zum individuellen Erleben.

Diese drei Kräfte heißen Tamas, Rajas und Sattva – und sie wirken ständig in uns und um uns herum, oft unbewusst. Erst wenn wir sie erkennen und verstehen, können wir lernen, bewusst mit ihnen zu leben.


  • Tamas steht für Trägheit, Dunkelheit und Schwere. Es ist die Qualität, die mit Stillstand, Inaktivität und Stabilität verbunden ist. Tamas zeigt sich beispielsweise in Müdigkeit, Lustlosigkeit oder Verwirrung – kann aber auch notwendig sein, um zur Ruhe zu kommen oder tief zu regenerieren.

  • Rajas symbolisiert Aktivität, Bewegung und Leidenschaft. Es ist die antreibende Kraft, die uns motiviert, handelt und verändert. Rajas begegnet uns in Form von Ehrgeiz, Unruhe, Reizbarkeit – aber auch als Energie, die Dinge in Gang bringt.

  • Sattva schließlich steht für Klarheit, Reinheit und Ausgeglichenheit. Es ist die Qualität, die mit innerer Ruhe, Achtsamkeit und Erkenntnis verbunden ist. Sattva zeigt sich in Momenten von Harmonie, geistiger Klarheit und tiefer Zufriedenheit.


Diese drei Gunas sind nicht gut oder schlecht – sie sind notwendige Aspekte des Lebens. Die Kunst besteht darin, ihr Zusammenspiel zu erkennen und zu lernen, wie wir durch Yoga und Selbstreflexion mehr Sattva, also Ausgeglichenheit und Klarheit, kultivieren können.


Die Gunas im Alltag


Die drei Gunas sind keine abstrakten Konzepte – sie zeigen sich ganz konkret in unserem Alltag, in unseren Gedanken, Gefühlen und Handlungen. Wenn wir beginnen, sie bewusst wahrzunehmen, eröffnet sich ein neues Verständnis für unsere inneren Zustände – und für das, was uns nährt oder aus dem Gleichgewicht bringt.

  • Tamas äußert sich zum Beispiel in Form von Trägheit, Schwere oder Antriebslosigkeit. Vielleicht kennst du das Gefühl, nach einem langen Tag auf der Couch zu versinken und kaum noch aufstehen zu wollen. Auch ein Zustand innerer Leere oder depressive Verstimmungen können Ausdruck eines tamasischen Zustands sein. Gleichzeitig ist Tamas auch notwendig – etwa in Form von tiefem Schlaf oder Rückzug zur Regeneration.

  • Rajas begegnet uns in der Rastlosigkeit des modernen Alltags: im pausenlosen Abarbeiten von To-do-Listen, im inneren Antreiber, der uns stets „mehr“ wollen lässt. Rajas ist die Energie des Tuns, der Bewegung und Veränderung – ohne sie gäbe es kein Vorankommen. Wird sie jedoch übermächtig, geraten wir leicht in Stress oder innere Unruhe.

  • Sattva schließlich spiegelt sich in Momenten der Klarheit und Verbundenheit wider – etwa im meditativen Zustand oder bei einem stillen Spaziergang in der Natur. Es ist die Qualität, die uns zu uns selbst zurückbringt und für innere Harmonie sorgt. Sie nährt uns subtil und nachhaltig – manchmal so leise, dass wir sie fast übersehen.


Ein einfacher Schritt zur Integration dieses Wissens in den Alltag ist die Selbstbeobachtung. Nimm dir einen Moment und frage dich: Welche Qualität dominiert gerade meinen Tag – Tamas, Rajas oder Sattva? Und was könnte ich tun, um wieder mehr in Balance zu kommen?


Yoga als Werkzeug zur Gunas-Balance


In der Welt der Gunas kann Yoga wie ein feines Steuer wirken: Es hilft uns, zu spüren, welche Qualität gerade in uns dominiert – und gezielt gegenzusteuern oder zu nähren. Ob durch Asanas (Körperhaltungen), Pranayama (Atemtechniken), Meditation oder bewusste Ernährung (Ayurveda) – jede Praxis beeinflusst unsere innere Verfassung und damit das Verhältnis der Gunas in uns. Im folgenden findest du einen kleinen Überblick über die Werkzeuge die dich dienlich unterstützen können die Gunas auszubalancieren:


  • Tamas ausgleichen: Wenn Trägheit, Müdigkeit oder Antriebslosigkeit überwiegen, kann eine aktivierende Yogapraxis helfen, Tamas in Bewegung zu bringen. Sonnengrüße, fließende Vinyasa-Sequenzen und kräftigende Haltungen bringen Energie in den Körper. Auch Atemtechniken wie Surya Bhedana (Sonnenatmung) wirken anregend und klärend. Auf der Ernährungsebene hilft es, schwere, stark verarbeitete oder sehr fettige Speisen zu reduzieren und auf „Lichtnahrung“ – also frische, lebendige Lebensmittel – zu setzen.

  • Rajas beruhigen: In Phasen von innerer Unruhe, Getriebenheit oder Stress ist es wichtig, das Rajas zu beruhigen. Langsame, bewusste Bewegungen – etwa im Yin Yoga oder in ruhig gehaltenen Haltungen – helfen, das Nervensystem zu regulieren. Besonders hilfreich ist Nadi Shodhana, die Wechselatmung, die beide Gehirnhälften harmonisiert und den Geist zentriert. Auch äußere Reize bewusst zu reduzieren – etwa durch Medienpausen oder ruhige Umgebungen – kann helfen, das innere Feuer zu zähmen.

  • Sattva fördern: Sattva entsteht nicht durch Leistung, sondern durch feine Ausrichtung. Es zeigt sich, wenn Körper, Atem und Geist in Harmonie schwingen. Meditation, stille Präsenz und tiefe Achtsamkeit sind kraftvolle Wege, Sattva zu stärken. Auch die Ernährung spielt eine zentrale Rolle: sattvische Nahrung – frisch, leicht, pflanzlich und möglichst unverarbeitet – unterstützt Klarheit und innere Ruhe. Ebenso wichtig ist der liebevolle Umgang mit sich selbst und anderen – denn Sattva nährt sich auch durch ethisches Handeln und bewusste Lebensführung.


Die Yogapraxis kann so zu einem lebensnahen Werkzeug werden, das uns hilft, die Kräfte in uns auszubalancieren – nicht starr, sondern dynamisch, je nach Lebensphase, Tagesform und innerem Zustand.


Wissenschaftliche Perspektive: Parallelen und Ergänzungen


Auch aus wissenschaftlicher Sicht lassen sich spannende Parallelen zu den drei Gunas ziehen. Tamas erinnert an Zustände wie Hypoaktivität oder depressive Verstimmungen, während Rajas sich in Stressreaktionen, innerer Unruhe oder einer Dominanz des Sympathikus zeigt. Sattva hingegen spiegelt sich in Flow-Zuständen, der Aktivierung des Parasympathikus und einer hohen Herzratenvariabilität – also in Momenten von innerer Kohärenz und Balance.

Zahlreiche Studien belegen inzwischen die positive Wirkung von Yoga auf das Nervensystem, den Hormonhaushaltund die mentale Gesundheit. Yoga kann helfen, Stress zu regulieren, depressive Symptome zu lindern und die Resilienz zu stärken – und damit ganz konkret zur Harmonisierung der Gunas beitragen.



Du möchtest tiefer in die Yogatherapie eintauchen oder selbst Yogatherapeut:in werden, dann empfehle ich dir die 100h/300h Yogatherapie Ausbildung (Für Yogalehrer:innen, Ärzte:innen und Therapeuten:innen, Fokus Anbieten von Yogatherapie Sessions) oder das Yogatherapie Jahrestraining (Offen für alle mit Yoga-Grundkenntnissen, Fokus Selbstheilung aktivieren). Aktuelle Daten und Bewerbung findest du auf der Yoga Medizin Konstanz Website. Zudem findest Du weiteres Wissen in dem Yoga Medizin Konstanz Blog. Viel Freude beim vertiefenden Eintauchen!









Kommentare


bottom of page