Der Beginn des neuen Jahres ist eine wunderbare Gelegenheit, alte Muster loszulassen und neue Routinen zu entwickeln. Doch oft scheitern wir an zu großen Zielen und Erwartungen. Genau hier kann uns das yogische Prinzip von Tapas eine neue Perspektive bieten: Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern durch kleine, bewusste Schritte innere Stärke und Ausdauer zu entwickeln.
Tapas – übersetzt als „Hitze“ oder „innere Glut“ – steht für Disziplin, Fokus und Hingabe. Es lehrt uns, dass Transformation kein Sprint, sondern ein Marathon ist. Die Kunst liegt darin, den Alltag so zu gestalten, dass wir die innere Flamme nähren, ohne auszubrennen. In dem folgenden Blogartikelt tauchen wir tiefer in das Prinzip Tapas ein, erkennen die Hintergründe und erforschen, wie wir dies in unseren Alltag und die Yogapraxis integrieren können.

(Quelle: Jaspinder Singh, Unsplash)
Hintergründe & Bedeutung von Tapas
Im Yoga bezeichnet Tapas ein zentrales Konzept aus den Yoga-Sutras von Patanjali - das dritte der Niyamas von Patanjali, das traditionell oft als „Askese“ oder „Disziplin“ bezeichnet wird. Das Sanskrit-Wort Tapas lässt sich wörtlich übersetzen als: Hitze, Glut oder Feuer, im übertragenen Sinne auch Askese, Strenge oder Selbstdisziplin.
Es stammt von der Wurzel tap, die „erhitzen“, „brennen“ oder „leuchten“ bedeutet. Tapas steht symbolisch für das innere Feuer, das durch Disziplin und Entschlossenheit entfacht wird, um Reinigung, Transformation und spirituelle Klarheit zu erreichen. Symbolisch steht es für innere Disziplin, Anstrengung oder Leidenschaft, die erforderlich sind, um Wachstum, Transformation und spirituellen Fortschritt zu erreichen.
Selbstdisziplin: Tapas beschreibt die Bereitschaft, diszipliniert zu handeln und Widerstände zu überwinden, sei es durch regelmäßige Praxis (Asanas, Pranayama, Meditation) oder durch bewusstes Verhalten im Alltag.
Reinigung: Die „innere Hitze“ wird als reinigend angesehen – sie hilft, alte Muster, Trägheit und Negativität loszulassen.
Leidenschaft für die Praxis: Tapas motiviert dazu, mit Hingabe und Ausdauer am Weg des Yoga zu arbeiten, selbst wenn es herausfordernd wird.
Wachstum durch Herausforderung: Es geht auch darum, über die Komfortzone hinauszugehen und die eigene Willenskraft zu stärken, ohne dabei übermäßige Härte zuzulassen.
Kleiner Ausflug in die Yogaphilospophie der drei Qualitäten des Seins: Tamas, Sattva und Rajas
Die Yogaphilosophie basiert auf der Erkenntnis, dass unser Inneres von drei grundlegenden Qualitäten oder Zuständen geprägt ist, den sogenannten Gunas: Sattva, Rajas und Tamas. Diese universellen Energien beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln und bestimmen, wie wir die Welt wahrnehmen und mit ihr interagieren.
Sattva steht für Reinheit, Klarheit und Harmonie. Es ist die Qualität des inneren Gleichgewichts und der Leichtigkeit, die uns zu Weisheit, Frieden und spiritueller Einsicht führt.
Rajas repräsentiert Dynamik, Aktivität und Leidenschaft. Es treibt uns an, Ziele zu verfolgen und Veränderungen voranzutreiben, kann aber auch zu Unruhe und Getriebenheit führen.
Tamas, das dritte Guna, symbolisiert Trägheit, Dunkelheit und Stagnation. Es ist die Energie des Stillstands, die uns lähmen kann, aber auch die Basis für Ruhe und Regeneration bildet, wenn sie im Gleichgewicht steht.
In diesem Kontext ist Tapas, die Disziplin oder das innere Feuer, ein zentrales Werkzeug, um Rajas bewusst zu lenken und Tamas zu überwinden. Ziel ist es, durch gezielte Anstrengung und Selbstreflexion mehr Sattva – also Harmonie und Klarheit – in unser Leben zu bringen. Tapas hilft uns, die Balance zwischen diesen Qualitäten zu finden und unser volles Potenzial als Mensch zu entfalten.
Tapas im Alltag integrieren
Tapas ist dabei mehr als ein philosophisches Konzept – es ist eine Haltung, die uns dabei unterstützt, bewusst und zielgerichtet zu handeln. Im hektischen Alltag scheint es oft schwierig, die innere Disziplin aufrechtzuerhalten, doch gerade in kleinen, bewussten Entscheidungen entfaltet Tapas seine transformative Kraft. Ob in der Morgenroutine, der Ernährung oder dem Umgang mit Herausforderungen – die Integration von Tapas in unser tägliches Leben kann uns helfen, Gewohnheiten zu verändern, Klarheit zu gewinnen und unser inneres Gleichgewicht zu stärken. Im folgenden findest du kleine Impulse wie du Tapas mehr in dein Leben einladen kannst:
1. Fange klein an – Mini-Routinen für den Alltag
Oft nehmen wir uns zu viel vor, scheitern und verlieren die Motivation. Tapas lebt von Kontinuität. Wähle eine kleine, realistische Aufgabe, die dich inspiriert: 5 Minuten Meditation am Morgen, eine achtsame Teepause oder eine Atemübung vor dem Schlafengehen. Diese kleinen Gewohnheiten summieren sich und helfen dir, langfristig dran zu bleiben.
2. Herausforderungen willkommen heißen
Tapas fordert uns heraus, die Komfortzone zu verlassen. Doch das muss nicht gleich eine riesige Veränderung bedeuten. Beginne mit kleinen Herausforderungen, die du im Alltag meistern kannst – sei es ein bewusst geführtes Gespräch, eine neue Yoga-Position oder ein Spaziergang bei Regen. Jedes Mal, wenn du dich einer Hürde stellst, wächst deine innere Stärke.
3. Mit Intention handeln
Häufig starten wir das Jahr voller guter Vorsätze, verlieren aber schnell den Überblick. Tapas erinnert uns daran, unsere Ziele bewusst zu hinterfragen: Warum möchte ich diese Veränderung? Was motiviert mich wirklich? Indem du deine Intention klar definierst, schaffst du eine emotionale Verbindung zu deinem Ziel – und bleibst fokussiert.
4. Balance zwischen Disziplin und Selbstfürsorge
Disziplin bedeutet nicht, sich selbst zu überfordern. Tapas entfaltet seine Kraft in der Balance: Setze dir klare Ziele, aber gönne dir auch Pausen. Eine heiße Dusche nach einem anstrengenden Tag oder eine bewusste Stunde für dich selbst sind genauso wichtig wie die Disziplin, dranzubleiben.
5. Die Kraft des Atems nutzen
Eine regelmäßige Atemübung (Pranayama) ist eine einfache Möglichkeit, Tapas zu stärken. Bewusstes Atmen beruhigt den Geist, erhöht deine Konzentration und gibt dir Energie. Probiere zum Beispiel die Ujjayi-Atmung: Atme langsam durch die Nase ein und aus, während du ein sanftes Rauschen im hinteren Teil deiner Kehle erzeugst. Diese Technik hilft dir, in stressigen Momenten die Ruhe zu bewahren.
Das nächste Mal, wenn du einer Herausforderung begegnest, sei es in der Yogastunde oder im Alltag, erinnere dich an Tapas – das innere Feuer, das uns zu Wachstum und Transformation führt. Anstatt der Versuchung nachzugeben, aufzugeben oder den einfachen Weg zu wählen, übe dich der Herausforderung bewusst zu stellen. Erlaube dir, die „Hitze“ der Anstrengung zu spüren und in dieser intensiven Energie etwas Neues zu entdecken. Wenn du mit Hingabe und Ausdauer daran arbeitest, wirst du nicht nur auf der Matte stärker und fokussierter, sondern auch im Leben selbst. Tapas ist nicht nur ein Prinzip der körperlichen Praxis, sondern ein Lebensweg, der uns dazu anregt, unsere inneren Ressourcen zu mobilisieren, alte Blockaden zu überwinden und mit jeder Herausforderung mehr zu uns selbst zu finden. Du wirst feststellen, dass sich diese Entschlossenheit und Disziplin weit über die Yogastunde hinaus auswirken – sie werden dir helfen, in allen Bereichen deines Lebens Klarheit, Stärke und Ausgeglichenheit zu entwickeln.
Wenn du neugierig geworden bist und mehr über das Thema Yogaphilosophie zu erfahren, empfehle ich dir die 300h Yogatherapie Ausbildung. In dem Modul 2 "'Körper entschlüsseln" werden wir tiefer in die Yogaphilosophie und die Verbindung zur Yogatherapie eintauchen. Aktuelle Daten und Bewerbung findest du auf der Yoga Medizin Konstanz Website. Zudem findest Du weiteres Wissen in dem Yoga Medizin Konstanz Blog. Viel Freude beim vertiefenden Eintauchen!
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